Kellerwald- und Wohratalbahn

Die Kellerwaldbahn verbindet Gemünden (Wohra) mit Zimmersrode an der Main-Weser-Bahn. Sie wurde 1911 in Betrieb genommen und war 24 km lang. Der Personenverkehr endete im Mai 1972, der Güterverkehr im November 1981. Die Strecke wurde vollständig zurückgebaut und liegt heute teilweise unter der Trasse der A49. Von Gemünden (Wohra) nach Kirchhain führt ab 1914 die Wohratalbahn. Eine Fortführung beider Strecken von Gemünden nach Frankenberg wurde wegen des ersten Weltkriegs nicht realisiert. Von Kirchhain aus gab es als Dritte im Bunde von 1900 bis 1980 die Ohmtalbahn nach Burg- und Nieder-Gemünden. Ein Teil dieser Strecke ist zur Bedienung eines Basaltwerks in Nieder-Offleiden noch heute in Betrieb.
In Anbetracht der bevorstehenden Stilllegung organisierten Fritz Schöntaube und die Eisenbahnfreunde Kassel eine Sonder- und Abschiedsfahrt. Wegen der großen Nachfrage wurden dem Akkutriebwagen 515 527 zwei angemietete Personenwagen (ex KNE) angehängt. Hier die Bekanntgabe der Fahrzeiten, auf die Nachbearbeitung der alten Vorlage (Ausrichtung) wurde bewußt verzichtet.

Laut Fahrplan begann die Rundfahrt um 10:01 Uhr auf Gleis 5 in Kassel Hbf. Über Guntershausen und Wabern wurde Zimmersrode erreicht. Dort ging es "links heraus", um nach wenigen hundert Metern die Main-Weser-Bahn zu unterqueren.

Bei Bischhausen fand der erste Fotohalt statt. Foto: Horst Kühnhackl

Der selbe Fotohalt aus der Sicht von Fritz Schöntaube

Triebwagenführer und Zugbegleiter können entspannt das Tun der Fotografen abwarten- auf der Strecke herrscht Sonntagsruhe. Foto: Fritz Schöntaube

Im Hintergrund ist bereits der Bahnhof Gilsa zu sehen. Fotos: Horst Kühnhackl

Fritz Schöntaube zählt zu den letzten, die den Zug wieder besteigen. Vorher entsteht diese Aufnahme mit möglichst wenig Personen im Vordergrund.

Am Empfangsgebäude von Gilsa scheinen noch die (seinerzeit) 30 Jahre alten Parolen durch ....Foto: Horst Kühnhackl

Das Bahnhofsschild erleichtert die Zuordnung: auch in Densberg wurde gehalten. Fotos: Horst Kühnhackl

Auch Fritz Schöntaube verließ in Densberg den Zug, um ein Erinnerungsfoto zu machen.

In einem aufwändig abgestützen Einschnitt wir der Ort Densberg durchfahren. Fotograf H. Käufler wohnt an der Strecke und konnte dieses interessante Motiv aufnehmen. Hier wurde leider kein Fotohalt eingelegt.

Wagen 6 wurde von der MAN 1908 für die Cassel-Naumburger Eisenbahn gebaut. Er trug in seinen letzten Jahren bei der KNE einen rot/beigen Anstrich und diente als Beiwagen für den VT101. 1975 kafte der Hessencourrier diesen Wagen.

Der Wagen KN13 wurde 1904 von Busch in Bautzen gebaut, gehört also zur Erstausstattung der Naumburger Kleinbahn. Die Eisenbahnfreunde Kasel erwarben ihn 1970, um ihn für Sonderfahrten einzusetzen.

Zwischen Densberg und Gilserberg wird die Wasserscheide Rhein/Weser überwunden. Am Fuß der Burgruine Schönstein gab es in dieser langezogenen Kurve wieder einen Fotohalt, offensichtlich mit Scheinanfahrt.

Zwischen Densberg und Gilserberg am Fuß der Burgruine Schönstein

Zwischen Densberg und Gilserberg am Fuß der Burgruine Schönstein

nach dem Fotohalt

Nach dem Fotohalt

Gemünden/Wohra ist erreicht. Die beiden VT98 haben sonntags Ruhetag, die Orte werden mit Bussen bedient. (Foto: Kühnhackl)

zweiständiger Lokschuppen in Gemünden

Mittagspause in Gemünden/Wohra. Während der Großteil der Fahrgäste eine warme Mahlzeit einnimmt, nutzt Horst Kühnhackl die Gelegenheit für ein "menschenleeres" Bild.

Sonntägliche Ruhe herrschte in Gemünden. 515 527 verweilte zwischen abgestellten Schienenbusse, während die Fahrtteilnehmer vermutlich das Mittagessen einnahmen.

Lokschuppen in Gemünden

Gleisplan von Gemünden im Zustand von 1948. Von rechts kommt die Kellerwaldbahn aus Zimmersrode, von links die Wohratalbahn aus Kirchhain. Der Lokschuppen befindet sich rechts oben im Plan. Bemerkenswert ist die große Freifläche inmitten der Gleise. Diese war vermutlich für die Anbindung Frankenbergs vorgesehen.

Gemünden: Warten auf die Rückfahrt

Gemünden: Warten auf die Rückfahrt

Der Akkutriebwagen ETA150 527 wurde 1960 von Orenstein&Koppel in Berlin gebaut, die Drehgestelle der Bauarte München-Kassel lieferte Wegmann. Er war von seiner Indienststellung bis 1975 in Kassel stationiert, ging später dann nach Limburg und wurde 1983 ausgemustert. Kasseler Akkutriebwagen waren auf den Strecken zwischen Scherfede und Bad Lauterberg, Karlshafen und Obersuhl im Einsatz. Nordhessens einzige Ladestelle befand sich im Bww auf der Südseite von Kassel Hbf. Bei der Rundfahrt legte unser ETA 150 527 eine Strecke von 182 km zurück- eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass zwei vollbesetzte Zweiachser älterer Bauart mitgenommen wurden.

Gemünden-Süd

Gemünden Süd

Zwischen Gemünden und Kirchhain

Im Tal der Wohra bei Rauschenberg (Schöntaube)

Weiter gehts! Während der Zugführer bereits das Zeichen zur Weiterfahrt gibt, macht Fritz Schöntaube das letzte Foto an dieser Stelle.

In Kirchhain wird wieder die Main-Weser-Bahn erreicht. Da die Wohratalbahn von Westen her einmündet, sind keine Rangierbewegungen notwendig. Foto: Horst Kühnhackl

Auf der Rückfahrt in Kirchhain

Der Halt wird zum Vertreten der Beine und zum Fotografieren benutzt. Die Bahnhofsuhr zeigt mittlerweile 15:16 Uhr-eigentlich hätte (laut Plan) die Reise bereits um 15:04 Uhr weitergehen sollen. Aber was sind schon 10 Minuten Vespätung bei einer Sonderfahrt! Und: es gibt noch richtig gehende Uhren, sogar auf den Bahnsteigen.

Auf der Rückfahrt wurde in in Treysa eine Pause eingelegt. Vermutlich gab es betriebliche Gründe, z.B. eine Überholung durch einen Planzug. Foto: Horst Kühnhackl

Bilder dieser Fahrt dienten auch verschiedenen Zeitungen für eine Sonderbeilage über die befahrenen Strecken

Drei Jahre später war 515 527 Teil dieser illustren Komposition: Zug 8247 am 21. Mai 1975 vor der Abfahrt nach Korbach. Seinerzeit störten die Gepäckkarren vor dem Zug, heute sind sie Zeugen einer längst vergangenen Epoche.

Weitere Quellen:
  • Die Bundesbahn – Organ der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn“, 1958, Heft 14: Ladestationen für Akkutriebwagen
  • Rolf Löttgers: Die Akkutriebwagen der Deutschen Bundesbahn- ETA150 und ETA76, Franckhs Eisenbahnbibliothek, Stuttgart, 1985
  • Die Wagen des Hessencourrier
  • Hessencourrier-eine Sammlung betriebsfähiger historischer Schienenfahrzeuge, herausgegeben vom Arbeitskreis historischer Zug Kassel e.V., 1981
  • Die Ohmtalbahn: Sonderheft Kellerwald- und Wohratalbahn

Kassel, im Februar 2023, Volker Credé