Geliebtes Heilix Blechle oder: Wie schmeiße ich mein Geld optimal zum Fenster hinaus? Ein Fahrkostenvergleich

Wie aus meiner Vortragsankündigung vor zwei Wochen und aus meinem Vortrag am 17. Dezember 2021 ersichtlich, habe ich mehrfach in diesem Jahr vor der Wahl gestanden, mit dem Auto oder dem ÖPNV zu jeweils einer Fototour zu fahren. Einmal war das die Fahrt zum Mittelteil der Weddeler Schleife, die beiden anderen Gelegenheiten waren die Fahrten zum Umleiterverkehr auf der Amerikalinie. In Hinsicht auf eine mögliche Diskussion im Bekanntenkreis hatte ich mir Gedanken zu der Kostensituation bei Nutzung verschiedener Verkehrsmittel gemacht und diese dann in Hinsicht auf diesen Plattformbeitrag erweitert. Die Betrachtung bezieht sich auf eine Fahrt nach Schnega und zurück; die Weglänge habe ich mit 620 km (hin und zurück) abgeschätzt.

Teil 1: Die MIV-Kosten
Fangen wir an, zuerst mit dem auch bei vielen Vereinsmitgliedern bevorzugten Verkehrsmittel (wie man schon aus der sonnabendlichen Belegung der Parkplätze vor dem Vereinsheim sehen kann) – s‘ Heilix Blechle: Basis der Betrachtungen ist die Huckfeldtsche Familienkutsche japanischer Fertigung mit 100 kW Systemleistung des batterieelektrischen Antriebs (Vollhybrid mit sog. Leistungsverzweiger­antrieb), zwölf Jahre alt, seit Inbetriebnahme 93738 km gefahren. Daraus resultiert eine durchschnittliche jährliche Fahrleistung von ca. 7800 km. Es treten folgende Einzelkosten in [€/km] auf:
  • Umlegung der Autokosten auf den gefahrenen Kilometer: 0,30 €/km
  • KFZ-Steuer: 0,005 €/km
  • (kein Wunder, wenn nur 38,-€ Steuern pro Jahr zu zahlen sind)
  • Versicherung: 0,06 €/km
  • Inspektion und HU (Näherungswert): 0,06 €/km
  • Benzin: 0,09 €/km
  • Gesamtkosten pro km: 0,53 €/km
Würde ich übrigens noch täglich per Auto zu Arbeit fahren, so ergäben sich aus der größeren Fahrleistung „nur noch“ Kosten von 0,51 €/km.

Teil 2: Mit „Bahn und Bus“
Bei „Bahn und Bus“ muss ich natürlich auch die Bahncard berücksichtigen. Bei einem BahnCard-Preis von 114 €, wie ich sie als „Senior“ bezahlen, und einer (angenommenen) jährlichen Fahrstrecke von 1500 km/a resultiert ein km-Preis von 0,076 €/km. Gefahren nach Schnega und zurück bin ich mit der Straßenbahn (zum Bf. Wilhelmshöhe; in DB-Fahrkarte inbegriffen), mit ICE nach Uelzen (die Platzkarten wurden preislich berücksichtigt) und dem Schienenersatzverkehrsbus. Bezahlt habe ich den Flex-Preis; zudem konnte ich einen DB-Gutschein einsetzen.
  • Bei einem Fahrpreis von 66,60 € resultiert incl. dem BahnCard-Anteil ein Fahrpreis von 0,17 €/km.
  • Lassen wir mal den Gutschein weg, so folgt ein Preis von 0,21 €/km,
also weniger als die Hälfte der Heilix-Blechle-Kosten.

Teil 3: … und die biologisch-dynamische Fortbewegung?
Gemeint ist natürlich das Fahrrad, mit einem vielleicht überraschenden Ergebnis. Das betreffende Rad dürfte wohl bekannt sein. Es wurde 2013 gekauft, wobei die Bremsen, der Sattel und die Lichtanlage gegenüber der „Serienausführung“ im Rahmen des Kauf umgebaut wurden. Zudem verfügt es über eine „preistreibende“ Schaltnabe, die in einem Kasseler Nachbardörfchen gefertigt wurde. Daraus resultiert ein
  • Beschaffungspreis von ca. 2400 €.
  • Die Fahrleistung liegt derzeit bei 9219 km. Die Gesamtkosten für Wartung,Ersatzteile (incl. Ölwechsel) betragen derzeit ca. 976€.
  • Daraus resultiert ein km-Preis von 0,37 €/km.
  • Dieser sinkt natürlich mit zunehmender Kilometerleistung. Wenn ich eine Gesamtfahrleistung von 20000 km erreichen sollte, wird er nur noch 0,22 €/km betragen (mit dem Vorgänger habe ich es auf 22600 km gebracht).


Teil 4: zum Schluss die beliebte, aber perverse Betrachtung
Laut vielfach gehörter Volksmeinung („das Auto steht doch sowieso in der Garage“ – also darf der Beschaffungspreis bei der Rechnung im Teil 1 nicht berücksichtigt werden) sehen die Zahlen für den km-Preis des Autos natürlich gaanz anders aus:
  • Umlegung der Autokosten auf den gefahren Kilometer: 0,00 €/km
  • KFZ-Steuer: 0,005 €/km
  • Versicherung: 0,06 €/km
  • Inspektion und HU (Näherungswert): 0,06 €/km
  • Benzin: 0,09 €/km
  • Gesamtkosten pro km: 0,22 €/km
Dem setzt der kostenbewusste bahnfahrende Beamte (im Ruhestand) entgegen:
  • Als Bahnfahrer kann er während der Fahrt natürlich (Eisenbahn-)Fachzeitschriften lesen oder seine Fotonotizen ergänzen.
  • Wenn er Auto fahren würde, könnte er das nicht – oder habt Ihr mal versucht, euch am Lenker bei 150 km/h auf die Lektüre des
  • Modellbahnteils im EK zu konzentrieren? Es ist mir nicht bekannt, ob jemand so etwas überlebt hat.
Wenn ich aber während der Bahnfahrt arbeiten kann, dann muss sich das auch finanziell niederschlagen. Allein während der erwähnten ICE-Fahrten nach und von Uelzen hatte ich 3,75 Stunden Zeit zu Lesen etc. Diese Zeit brauchte ich daher nicht zu Hause aufwenden. Bei einem derzeit gültigen Stundensatz von 50 €/h (Kostensatz für meine Besoldungsgruppe ohne Berücksichtigung der Arbeitsplatzausrüstung wie Stuhl, Schreibtisch, Ärmelschoner etc.) komme ich somit auf einen (virtuellen) Gewinn von 187,50 €, so dass ich – natürlich virtuell gesehen – bei der Bahnfahrt nichts bezahlt, sondern noch was dazu bekam hätte – virtuell.
Ich hoffe, Ihr nehmt Euch diesen Preisvergleich zu Herzen und kommt nicht mehr mit dem Auto zum Vereinsheim. Dann würde sogar ich dort einmal einen Parkplatz finden.

Ullrich Huckfeldt; 29. Dezember 2021

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