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Altmühltal? - Nord-Süd-Strecke!

2159 222 hat einen leeren Laugenzug aus Bokeloh am Haken und durchfährt einen interessanten Einschnitt bei Berneburg südlich von Sontra (05.09.2023)

Im Nostalgie-IC nach Ostseebad Binz

Am 05.08.2023 hatte ich Gelegenheit in einem Apmz121.0-Großraumwagen (Credé 1963) von Göttingen nach Ostseebad Binz zu reisen. Der Zug, zusammengestellt nach dem „IC79“-Konzept, also auch mit Wagen der zweiten Wagenklasse, wurde komplett vom DB-Museum Koblenz-Lützel gestellt.

Zuglok war die letztgebaute 103 245-7 (Henschel 1974, Fabriknummer 31792), die mit ihrem tradionellen creme-roten Anstrich mit den A-Wagen der Rheingold-Bauarten harmonierte.
Für die zahlenden Fahrgäste waren vier Avmz111.2, der bereits genannte Großraumwagen Apmz121 und zwei Bm235-Abteilwagen vorgesehen. Dem „IC79“-Konzept widersprach nur die Einreihung des einstigen Rheingold-Clubwagens (Aw Neuaubing 1983, Umbau aus Apmz) zwischen dem vierten Avmz- und dem Apmz, der streng genommen zwischen den A- und den B-Wagen eingestellt sein müßte. Das ist aber für den Reisegenuss zu vernachlässigen. Der als WG gekennzeichnete „Clubwagen“ trug den mit orangefarbigem Streifen unter dem Fensterband und Schriftzug die besondere Kennzeichnung des für einige Fahrplanperioden eingeführten „Rheingold“-Flügelzugs und stach dadurch äußerlich nochmals besonders von den anderen Wagen ab. Vor den Avmz-Wagen eingestellt waren drei weitere Wagen mit creme-rotem Anstrich, die sämtlich dem Begleitpersonal vorbehalten waren :
  • Messwagen (MBB 1976),
  • Kanzlerwagen (Wegmann 1974),
  • Avmz
. Der Zwölf-Wagen-Zug hatte damit ein Zuggewicht von überschlägig etwa 600 t, also eine für eine „103“ übliche Anhängelast. Auf dem Laufweg von Göttingen über Hannover-Wülfel – Lehrte – Stendal (Umfahren/Richtungswechsel) – Wittenberge – Schwerin – Bad Kleinen – Stralsund – Rügendamm – Lietzow nach Ostseebad Binz und auf der Rückfahrt wurde abschnitttsweise die Streckenhöchstgeschwindigkeit „200 km/h“ voll ausgenutzt.

Warum diese Zeilen? Wer noch einmal eine Fahrt wie zu Zeiten der alten Bundesbahn geniessen möchte, sollte die Gelegenheit wahrnehmen, in einem Nostalgiezug wie dem beschriebenen zu reisen. Dazu gehört evtl. auch das Feeling der Toilettenbenutzung „es fällt auf oder in den Schotter“ und keinesfalls in Bahnhöfen! Zu Bundesbahnzeiten war eine Reise in den Rheingold-Wagen in aller Regel nur für Geschäftsleute erschwinglich (Anmerkung am Rande: Den damals üblichen Dresscode im „Rheingold“ hat bei der Fahrt nach Binz niemand beachtet). Heute nötigen die begrenzten Fristen für Wagen und Lokomotiven zum Handeln (letzte HU z.B. Apmz in 2018, Lok 103 245-7 in 2021). Da kann Eile geboten sein!

Und zum Schluß eine Frage für Ausgefuchste: „Befährt ein ICE Nebenbahnen?“
Lösung: Ja! Der 12,1 km lange bei Lietzow von der Strecke Stralsund – Sassnitz abzweigende Streckenast nach Ostseebad Binz ist als eingleisige, elektrifizierte Nebenbahn klassifiziert. Aktuell bestehen täglich fünf ICE-Verbindungen von/nach Ostseebad Binz.

Übrigens: 103 245-7 ist die einzige Lok dieser Baureihe, bei der jeder Ziffer in der Betriebsnummer nur einmal vorkommt. Lok und der größte Teil des Wagenzugs wurden in Kassel produziert (Henschel, Wegmann, Credé).

Kassel, im August 2023, HB

Die Halle-Kasseler Eisenbahn im Sommer 1939

Der Sommerfahrplan 1939 ist der letzte Abschnitt zwischen den Weltkriegen und dürfte, was das Verkehrsaufkommen zu Zeiten der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft betrifft, auch mit einer der betriebsamsten gewesen sein. Wenn man in alten Kursbüchern blättert fallen viele Verkehrsverbindungen auf, die es damals gab, wie heute (wieder) oder aus geopolitischen Gründen nicht mehr gibt. Vielfach haben sich auch die Bedürfnisse in Bezug auf die Nachfrage von Verkehrsverbindungen geändert. Ein solches Beispiel bietet auch die für rd. 45 Jahre unterbrochene Linie der sog. Halle-Kasseler Eisenbahn. Seit 1990 verkehren auf der knapp 218 km langen Strecke im Zwei-Stundentakt RE-Züge. In der Nachwendezeit für wenige Fahrplanperioden eingelegte D-Zugverbindungen wurden wieder eingestellt.
Im beispielhaft gewählten Zeitraum Sommer 1939 war das noch ganz anders.

Zuvor etwas zur Geschichte dieser Strecke. Bereits in der Anfangszeit des Eisenbahnwesens in Deutschland dachte man im Zuge der Planung der Thüringer Bahn (Bebra – Halle) auch über eine Streckenführung von Halle über Nordhausen in Richtung Westen nach. Während diese Strecke zwischen Halle und Gerstungen sowie von Gerstungen bis Bebra [Friedrich-Wilhelms-Nordbahn bereits 1849 durchgängig fertig gestellt wurde, dauerte es für die Strecke Halle-Kassel wesentlich länger. Sie wurde in mehreren Abschnitten in Betrieb genommen. Vom Bauverlauf her betrachtet, müsste es wie aus der folgenden Tabelle deutlich wird Halle-Hann. Mündener Eisenbahn heißen.
Fertigstellung Streckenabschnitt
01.09.1865 Halle – Eisleben - Sangerhausen
10.07.1866 Sangerhausen - Nordhausen
09.07.1866 Nordhausen – Leinefelde – Heiligenstadt - Arenshausen
01.08.1867 Arenshausen – Friedland – Göttingen
13.03.1872 Arenshausen – Eichenberg – Witzenhausen Nord – Hedemünden – Hann. Münden (Anschluß Hannöversche Südbahn im Folgenden HS)
Der Streckenabschnitt der HS Göttingen – Dransfeld – Hann. Münden – Kassel wurde bereits 1856 in Betrieb genommen und zusammen mit der Verbindung in Hann. Münden in Richtung Kassel zweigleisig ausgebaut. Die beiden in der Tabelle zuletzt benannten Streckenabschnitte haben inzwischen eine eigene Geschichte. Die Verbindung Arenshausen – Friedland – Göttingen wurde bereits 1884 wieder eingestellt, die alte Trassenführung ist heute noch als Buschlinie auf einem Damm zu erkennen. In der Nachwendezeit wurde die nach dem Kriegsende 1945 unterbrochene Verbindung auf kürzerer Linie zwischen Arenshausen und Eichenberg wieder eröffnet.
Über eine eingleisige Verbindungskurve ist auch die Streckenanbindung in nördlicher Richtung nach Göttingen wieder hergestellt.

155 110 hat mit einem Güterzug soeben Eichenberg verlassen und befährt den eingleisigen Abschitt Richtung Arenshausen (07.05.2000)


Vom ursprünglich durchgängigen Verlauf der HS sind nach der Stilllegung des Abschnitts Hann. Münden – Dransfeld – Göttingen mit Einstellung des Personenverkehrs ab 1980 die Strecken Kassel – Hann. Münden und ab Göttingen in nördlicher Richtung Bestandteil des aktuellen Schienennetzes.
Die Streckenverbindung von Friedland über Eichenberg -Bad Sooden-Allendorf – Sontra nach Bebra wurde 1876 in Betrieb genommen und wurde u.a. als Verknüpfung an die Thüringer Bahn gebaut. Sie ist heute wichtiger Bestandteil des auf der sog. Nord-Süd-Strecke des das Bild prägenden Güterfernverkehrs.

Zurück zum Kursbuch Sommer 1939. Der Personenverkehr wurde in der KBS-Tabelle 177 abgebildet. Gegenstand dieser Betrachtung ist der Fernverkehr mit D- und Eilzügen sowie die auf der Gesamtstrecke eingesetzten Personenzüge.
Die Benennung der Halle und Kassel in ost-/westlicher Richtung verbindenden Strecke erweckt den Gedanken an eine Verbindung, die in der Mehrzahl der auf ihr verkehrenden Züge diese auch auf ihrer Gesamtstrecke nutzen. Dieser Fall traf, wie weiter unten ausgeführt wird, nur für einige Eilzüge und Personenzüge zu. Im Fernverkehr, das meint die damaligen „Durchgangs-“ sprich D-Züge, galt das nur begrenzt. Herausragendes Beispiel war das Zugpaar D 105/106 Breslau – Kassel, das als einziges diese Strecke in einer Zeit von drei Stunden auf ganzer Länge nutzte. Es mutet heute erstaunlich an, auf dem Schienennetz der „alten Eisenbahn“ in rd. zehnstündiger Reisezeit zwischen beiden Städten reisen zu können. Von der Gesamtstrecke über rd. 604 km entfielen 386 km auf Halle – Breslau. Von den anderen fünf D-Zugpaaren in der Kursbuchtabelle aufgeführten Zugpaaren nutzten zwei (D 17/D18 bis/ab Berlin Schles. Bf u. D 27/28 bis /ab Berlin Potsd. Bf) zwischen Sangerhausen und Kassel in aus/in Richtung Frankfurt (Main) den Streckenverlauf teilweise. Zwei andere (D 289/290 ab/bis Düsseldorf Hbf – Dresden Hbf und das nur innerhalb der Fahrplanperiode nur zeitweise verkehrende Zugpaar D 327/328 ab/bis Northeim – Halle mit Verlängerung bis/ab Münster Hbf verkehrten zwischen Halle und Nordhausen über eine Teilstrecke. Das zwischen ab/bis Göttingen – Erfurt (!) eingerichtete (Stamm-)Zugpaar D 286/285 wurde wie die heute verkehrenden RE über Gotha geführt und nutzte mit Kopfmachen in Eichenberg die Strecke bis ab/bis Leinefelde nur ein kurzes Teilstück von 30 km. Ein Zugteil aus Saalfeld wurde als Kurswagen nach Wesermünde-Lehe (heute Bremerhaven) und umgekehrt mitgeführt.
Auch das an anderer Stelle in der „Plattform“ beschriebene und wegen der Länge des Laufwegs dem Fernverkehr zuzurechnende Zugpaar E 161/162 nutzte mit dem E 162 zwischen Sangerhausen und Eichenberg die Strecke. Dafür hatte die Gesamtstrecke für den Regionalverkehr zwischen Halle und Kassel eine um so größere Bedeutung. Zwischen Halle und Kassel waren drei tagsüber auf ganzer Strecke verkehrende Eilzugpaare eingerichtet, die mit einer Reisedauer von dreieinhalb Stunden beide Städte verbanden. Diese Verbindungen wurden ergänzt durch fünf ebenfalls auf der Gesamtstrecke verkehrende Personenzugpaare. Mit überwiegend 46 Zwischenhalten benötigten sie bei kurzer Aufenthaltszeit an den Zwischenstationen eine Fahrzeit von etwa sechs Stunden. Sie verlängerte sich durch lange Aufenthaltszeiten in Sangerhausen und Nordhausen, die in der Summe jeweils zwischen dreißig Minuten und 1:15 Stunden betrugen. Ob bei den längeren Aufenthalten in Sangerhausen und/oder Nordhausen (beide mit Bahnbetriebswerken) Lokwechsel eingeplant waren ist ohne weiteres Material nicht feststellbar. Wie bereits einleitend beschrieben, sind die übrigen Personenzugverbindungen, die nur auf Teilen der Strecke verkehrten, nicht Gegenstand dieser Betrachtung.

Zusammenfassend ist anzumerken, dass die Strecke „damals“ für die öffentlichen Verkehrsbedürfnisse insbesondere für die Region ein gewichtiger Träger war. In der Gegenwart hat die Strecke im Personenverkehr wieder erhebliche Bedeutung für die Regionen Nordhessen – Nordthüringen - Sachsen-Anhalt. Zwischen Kassel und Halle besteht, wie bereits einleitend beschrieben, die von DB-Regio im Zwei-Stundentakt betriebene umsteigefreie RE-Verbindung (RE 9). Das Angebot wird verstärkt durch in der Stunde dazwischen möglichen RE-Verbindungen (RE 2 und RE 8), allerdings mit zweimal Umsteigen in Leinefelde und Sangerhausen, davon ab Sangerhausen weiter mit der „Gummibahn“.
Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch die ebenfalls im Zwei-Stundentakt eingelegte RE-Verbindung Göttingen-Glauchau, die auf dem Abschnitt zwischen der 1991 eingerichteten Verbindungskurve bei Eichenberg bis Leinefelde eine Teilstrecke der Halle-Kasseler Eisenbahn nutzt.

Regionalexpress auf der neugebauten Verbindungsbahn zwischen Friedland und Arenshausen (07.05.2000).



Kassel, Juni 2023, HB

Vor 50 Jahren: Dampfabschied in der Direktion Kassel

Im Mai 1973 waren beim Bw Kassel noch folgende Dampfloks beheimatet: 44 (Öl) 087, 336, 469, 475, 636, 903, 1085, 1121, 1167, 1221, 1364, 1652 und 1681 sowie 50 456, 833, 885, 912, 1050, 1650, 1690, 1795, 2907. Sie waren auf den Strecken nach Hamm, Arolsen und Eschwege/Wanfried im Einsatz.

Am Freitag, 1. Juni, absolvierte 043 364 die letzte Fahrt einer Dampflok nach Kassel-Oberstadt.


Am Folgetag, dem 2. Juni 1973, fuhr zum letzten Mal eine Kasseler Dampflok, die 050 912, einen Reisezug im Plandienst. Die Fahrt ging mit dem Nahverkehrszug 2941, gebildet aus vier Dreiachsern, nach Eschwege.

Von vielen Eisenbahnfreunden begleitet, stand der Zug auf Gleis 1 in Kassel Hbf. Das umsichtige Personal hatte die Lok fotogen vor dem Bahnsteigdach platziert.

Ein Vertreter der Direktion hielt die Abschiedsrede, Prof. Dr. Richard Roosen (im braunen Mantel) lauschte andächtig.

Lokführer Adolf Schunk und sein Heizer Franz betrachteten die Schaulustigen mit gemischten Gefühlen.

Der Personenzug in der Ausfahrt von Kaufungen-Papierfabrik. Montag bis Freitag war der 2941 eine Leistung der Schienenbusse.

In Eschenstruth war meine Abschiedsfahrt zu Ende. Ich wurde von meinem Vater abgeholt, der auch die Unterwegsbilder wie dieses (kurz vor Eschenstruth) aufnahm.

Ulli Krüger dagegen hatte eine Fahrkarte für die Gesamtstrecke.

Was wurde aus "unseren" Loks?
  • Die 043 gingen alle nach Rheine und waren dort teilweise bis zum Dampfende im Einsatz. 043 903 war die letzte DB-Dampflok überhaupt.
  • 50 456, 833, 1650 und 1795 wurden nach Crailsheim umstationiert
  • 50 885 und 912 gingen nach Betzdorf
  • 50 1050, 1690 und 2907 fanden in Hamm eine neue Heimat
  • Diese Informationen stammen aus dem Buch "Die Baureihe 50, Teil 2" von Jürgen U. Ebel und Hansjürgen Wenzel, erschienen im EK-Verlag.
Zwar waren fortan keine Dampfloks mehr in der BD Kassel beheimatet, gelegentlich anwesend waren sie aber trotzdem. Aber das ist eine eigene Geschichte!
Wie ging es nun weiter?

Die Güterzüge nach Hamm wurden von Loks der Reihe 150 gezogen. Offenbar war jetzt ausreichend Leistung im Fahrdraht vorhanden. 150 148 hat am Abend des 31. Juli den Rangierbahnhof verlassen und fährt auf der Verbindungsbahn nach Obervellmar.

Die Baureihe 216 übernahm viele Leistungen auf den Strecken nach Korbach und Eschwege. Hier befährt 216 211 wegen Brückenbauarbeiten das falsche Gleis und wurde dabei in Harleshausen ertappt.

In verkehrsschwachen Zeiten übernahmen Schienenbusse einige Leistungen. Hier brummt ein 798 mit zwei 998 am ehemaligen Bahnübergang Wegmannstraße gen Harleshausen.

Mit 018 323-6 nach Puttgarden

Eine alte Fahrkarte bringt Bilder zurück …
In verschiedenen Berichten zur letzten bei der „alten“ DB noch betriebsfähigen Schnellzugdampflok aus der Länderbahnzeit ist nachzulesen, dass mit dem Endes des Jahres 1969 auch die Zeit für diese Lok ablaufen würde. Unter den Eisenbahnfreunden, in dieser Zeit selbstverständlich in der Mehrzahl Anhänger der Dampftraktion, wurde von der „bad. IVh“ mindestens seit 1966 mit mehreren Sonderfahrten Abschied genommen.
Den Eisenbahnfreunden Hannover gelang es zum 24.08.1969 eine – am Ende die vorletzte – Sonderfahrt dieser Lok zu organisieren. Vielleicht kam es dem/den Organisator(en) zugute, dass zu dieser Zeit die Lok im Bw Lehrte (übrigens auch die letzte amtliche Stationierung) beheimatet war. Der Plan, die Sonderfahrt möglich zu machen, erreichte auch die Eisenbahnfreunde Kassel e.V. Soweit erinnerlich, fanden sich aus Kassel um fünfzehn Personen, die für diese Fahrt gewonnen werden konnten.
Die Fahrt hatte folgenden geplanten Verlauf:
  • Abfahrt um 07:00 Uhr Hannover
  • Celle
  • Lüneburg
  • Fotohalt in Lauenburg an der Elbbrücke
  • Fotohalt in Mölln
  • Lübeck Hbf
  • ca. 12:05 Fahrt über die Fehmarnsundbrücke mit 30 km/h
  • Ankunft in Puttgarden um 12:20 Uhr
Angeboten war auch die Möglichkeit mit den Fährschiffen „Theodor Heuss“ oder „Deutschland“ über den Fehmarnsund nach Roedby überzusetzen.

Die Fahrt nach Puttgarden verlief ohne Probleme, die Dampflok auf der erst wenige Jahre zuvor in Betrieb gegangenen Strecke mit der charakteristischen Brücke – dem „Kleiderbügel“ – geriet zu einem Knüller, der sogar am Brückenende zur Insel Fehmarn zu einem nicht geplanten Halt führte. Allerdings nicht für die Fahrtteilnehmer. Die Rückfahrt nach Hannover war ab Puttgarden um 17:09 Uhr geplant. Halte zum Aussteigen waren nur in Lübeck, Büchen, Lüneburg und Celle vorgesehen. Die Ankunft in Hannover Hbf sollte um 20:54 Uhr sein. Am Ende kam es aber ganz anders.

Die Rückfahrt begann wie geplant, der Fahrplan wurde aber zur Makulatur, weil durch einen Defekt an der Lok – es war ein Pumpenschaden – ein erheblicher Zeitverzug eintrat. Die Pumpe wurde wieder zum Laufen gebracht. Wir kamen aber mit erheblicher Verspätung in Hannover Hbf an und erreichten gerade noch einen Anschlusszug in Richtung Süden. Aber wie ging es ab Göttingen weiter? In dieser Nacht war der letzte Zug nach Kassel längst abgefahren.

Der Flexibilität der Bundesbahn sei heute noch Dank. Nach Göttingen war vorgemeldet, dass die oben genannten Zahl Personen noch nach Kassel wollten. Dort angekommen, stand am Bahnsteig gegenüber schon eine E-Lok - eine E40 oder sogar E50 – mit einem Personenwagen bereit. So erreichten wir exclusiv Kassel Hbf zwischen 01:30 und 02:00 Uhr in der Nacht. Für mich ist diese Fahrt ein Erlebnis geblieben, an das ich mich auch nach fünf Jahrzehnten gerne erinnere.

Der badische Renner unternahm 1969 zahlreiche Sonder- bzw. Abschiedsfahrten:
  • 15. Juni 1969: Hildesheim-Altenbeken (mit Fotohalt auf dem Viadukt) und zurück
  • 13. Juli 1969: Karlsruhe-Villingen-Radolfzell-Basel-Freiburg-Karlsruhe (Eurovapor)
  • 24. August 1969: Hannover-Puttgarden und zurück
  • 14. September 1969: Düsseldorf-Wesel-Arnheim-Nijmegen-Kleve-Düsseldorf
  • 5. Oktober 1969 Frankfurt-Basel und zurück
018 323-6 wurde am 06.10.1969 nach ihrer letzten Fahrt im Bw Karlsruhe endgültig abgestellt und am 03.12.1969 ausgemustert. Sie steht seit 1972 vor der Fachhochschule in Offenburg als Denkmal.

18 323 vor ihrem letzten Zug in Frankfurt/Main am 5. Oktober 1969. Nach dieser Fahrt wurde sie in Karlsruhe abgestellt.

Tenderrückwand der 18 323

Die Geschichte ist noch nicht zu Ende: seit 1972 steht 18 323 vor der Fachhochschule in Offenburg und zeugt von der hohen Kunst des (Dampf-) Lokomotivbaues.

Text: HB, Bilder: JH, Peter Buck (Wikipedia), Mai 2023

Am Karsamstag von Kassel nach Düsseldorf

Am Samstag vor Ostern (8. April 2022) fanden sich zur Fahrt nach Düsseldorf leider nur drei Personen ein. Die Fahrt war schon länger geplant, musste aber wegen baustellenbedingter Sperrung von Teilstrecken des Schienenwegs mehrfach verschoben werden. Der Plan, über die Obere Ruhrtalbahn nach Hagen Hbf und von dort über die Rheinische Bahnstrecke über Wuppertal nach Düsseldorf Hbf zu fahren geriet abermals in Gefahr, weil wegen der Sperrung des Elleringhäuser Tumnels (in der Ausfahrt des Bahnhofs Brilon-Wald, Richtung Hagen) von Anfang Mai bis Ende August 2023 die Fahrt über diese landschaftlich abwechslungsreiche Strecke nicht möglich sein würde. Nach dem Motto „jetzt oder nie“ haben wir es noch vor der Sperrung des Tunnels geschafft, auf der von DB-Regio betriebenen Strecke mit dem RE 17 im „Haifisch“ BR 633 nach Hagen Hbf zu fahren. Zudem war dies eventuell auch eine Abschiedsfahrt von dieser Baureihe, da die VT33er am Dezember 2023 nicht mehr nach Kassel kommen werden. Von Hagen ging es weiter mit der Eurobahn im „Flirt“ nach Wuppertal-Vohwinkel.

Zwei PESA-Triebwagen im Hauptbahnhof Hagen. Mit dem Hinteren waren wir von Kassel angereist.

Der Bahnhof Wuppertal-Vohwinkel ist ein Keilbahnhof. Von der im durchgehendem Regional-und Fernverkehr betriebenenen Strecke Wuppertal Hbf – Düsseldorf Hbf zweigt dort die von uns befahrene Nebenlinie über Mettmann nach Düsseldorf Hbf ab, die von dem EVU „Regiobahn“ als Linie S 28 im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr betrieben wird.

Die Fahrt mit der Regiobahn mit dem kürzesten Anteil gemessen an der von uns an diesem Tag zurückgelegten Gesamtstrecke war Hauptzweck unserer Reise. Die Regiobahn setzt seit März 2021 auf der Linie S 28 als Betriebsmittel die ursprünglich von der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) beschafften Dieseltriebwagen vom Typ „Integral S5D95“ ein. Sie wurden als Zwischenlösung für eine bis zum Fahrplanwechsel 2026 vorgesehene Elektrifizierung der Strecke beschafft. Diese Triebwagen zeichnet ein besonderes technisches Konzept aus. Zwischen jeweils einem Endtriebwagen und dem mittleren Laufwagen sind niederflurige, radlose Segmente mit den Türen gehängt. Einer der Endwagen ist mit zwei Motoren ausgestattet, von denen jeder seine Leistung per Getriebe auf je eine Achse überträgt. Der andere Endwagen ist mit einem Motor ausgestattet, der seine Leistung an eine Achse überträgt. Daraus ergibt sich die ungewöhnliche Achsfolge A'A'1'1'1'A' .

Integral-Triebwagenzug, geführt von einem zweimotorigen Triebkopf, bei der Ausfahrt aus Mettmann-Stadtwald. Die Aufnahme entstand im Frühjahr 2022

Integral-Triebwagenzug 103, geführt vom einmotorigen Triebkopf, in Elberfeld am 23. April 2023

Jede Triebwageneinheit verfügt über eine Antriebsleistung von 3x 315 kWh, die eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h verleiht, die aber auf der S 28 nicht ausgeschöpft werden. Die Sitzplatzkapazität umfasst 12 in der ersten und 150 in der zweiten Klasse. Die Fahrzeuge machen innen einen außerordentlich geräumigen Eindruck.
Die Linie S 28 verkehrt aktuell von Wuppertal Hbf bis Kaarster See teilweise über die Strecke der ehem. Rheinisch-Bergischen Eisenbahn. Der heutige Verlauf dieser Linie besteht seit dem Fahrplanwechsel 2020 und wurde nach Erweiterungen in westlicher und östlicher Richtung. Die Stammstrecke von Kaarst nach Mettmann-Stadtwald wurde in Richtung Wuppertal Hbf durch eine ab Dornap-Hahnenfurth neu trassierte und nördlich des Dornaper Kalksteinbruchs herangefürte Verbindung an die Strecke Wuppertal-Vohwinkel - Essen-Überruhr verlängert. Bei dem Aufenthalt in Wuppertal-Vohwinkel beim Warten auf „unseren“ Zug ist die kuriose Kilometrierung der Gleisanlagen im Bahnhof aufgefallen. Auf dem Laufweg zur Nebenlinie im Bahnhof Wt-Vohwinkel unterquert die Bahn die Hauptstrecke aus Wuppertal Hbf eingleisig im Tunnel bei km 0,0, erreicht zweigleisig den Mittelbahnsteig bei km 0,2 und wird von dort über km 0,4 weiter geführt. Diese Kilometrierung bezieht sich auf den Streckenverlauf in Richtung Essen. Am Abzweig Dornap auf die neu gebaute Verbindungsstrecke beträgt sie 2,2 km. Die Verbindungsstrecke zu Rheinisch Bergischen Eisenbahn beginnt dort mit 21,2 km und erreicht bei Düsseldorf-Flingern wieder das Niveau +/- 0,0 km.
Nach einer kurzen Mittagspause in Düsseldorf Hbf, die aber für ein warmes Mittagsessen reichte, begaben wir uns mit der Eurobahn (RE 13) nach Unna. Wegen einer baustellenbedingten Streckensperre konnten wir leider nicht – wie ursprünglich geplant - mit dem RRX (RE 11) von Düsseldorf über Essen nach Kassel fahren, sondern mußten über die Steilrampe Erkrath-Hochdahl, Wuppertal und Hagen nach Unna fahren. Nach einer Kaffeepause in Unna haben wir uns von dort mit dem RE 11 über Paderborn – Altenbeken auf den Weg nach Hause begeben. Die auf diesem Abschnitt aufgetretene Verspätung von ca. 10 Minuten war die einzige dieses Tages.

Text: Harald Böth, Bilder: Ullrich Huckfeldt, Streckengrafik: Wikipedia

Kassel und der Eisenbahn-Schnellverkehr

Weitgehend unbekannt sein dürfte, dass Kassel vor Aufnahme des ICE-Schnellverkehrs in 1991 schon einmal in das Netz des Eisenbahn-Schnellverkehrs aufgenommen worden ist. Man muss dafür gedanklich etwas über achtzig Jahre zurück gehen und findet beispielsweise im Sommerkursbuch 1939 der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft die Lösung. Die Anbindung Kassels war nicht so grandios, dass man wie heute täglich mehrmals stündlich und kürzer eine Abfahrtszeit im Express von bzw. nach Kassel wählen könnte – nein, sie fand ab 15.08.1938 nur einmal an Werktagen mit einem Zugpaar statt. Die Einrichtung des Zugpaars FDt77/78 mit dem „Fliegenden Hamburger“ auf der Relation Frankfurt (Main) – Hamburg-Altona (>551 km) wurde möglich nach Inbetriebnahme von ca. 20 Schnelltriebwagen verschiedener Bauarten und die Umbeheimatung der Triebwagen VT 137 149 – 152, 137 224 und 137 229 – 231 von Berlin-Grunewald nach Hamburg-Altona. Aus diesem Bestand wurde das Zugpaar bedient. Das waren 1935/1936 bei der WUMAG in Görlitz gebaute zweiteilige Triebwagen mit dieselelektrischer Leistungsübertragung. Die Motorleistung von 2x302 kW (410 PS) verlieh ihnen eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Die beiden Wagen boten 77 Fahrgästen in der 2. Klasse Platz, hinzu kamen vier Plätze in einem "Erfrischungsabteil".
Kursbuch Sommer 1939FDt 78 FDt 77
Verkehrstage werktags werktags
an ab an ab
Hamburg-Altona 17:4514:03
Hamburg Hbf 17:55 18:00 13:47 13:53
Hannover Hbf 19:2919:35 12:10 12:12
Göttingen 20:38 20:39 11:07 11:08
Kassel Hbf 21:29 21:31 10:1710:19
Frankfurt (Main) Hbf23:40 08:10
Auf seinem Laufweg zwischen Kassel und Göttingen wurde die Verbindung über die im Vergleich mit Eichenberg etwa 10 km kürzere, dafür aber steigungsreichere Strecke über Dransfeld geführt. Südlich von Kassel verkehrte das Zugpaar über die Main-Weser-Bahn. Die Abfahrts- und Ankunftszeiten in Kassel boten Geschäftsleuten aus der Region durchaus Gelegenheit, Gespräche mit Geschäftsfreunden zur „Kaffeezeit“ innerhalb einer Tagesreise zu führen. Der Eisenbahn-Schnellverkehr im damaligen Reich wurde bereits im August 1939 aus bekannten Gründen noch vor Ablauf der Fahrplanperiode (15.05. - 07.10.1939) zur Einsparung von flüssigen Kraftstoffen beendet.
Die Bahnsteiguhr dokumentiert es: am Aufnahmetag war der FDt78 offenbar auf die Minute pünktlich!

6. Mai 2023, Text HB, Foto: Stadtarchiv-Kassel, Bild 0.500.936, Fotograf Carl Eberth

Gartenschau? Documenta? Zissel!

Nur selten offenbaren sich die Daten eines Bildes derart deutlich wie hier. Wir sehen den Nachbau des Dampfers Elsa auf der Basis von drei Straßenbahnfahrzeugen. Auf den Linienschildern stehen das Jahr 1955 und der Name der Veranstaltung "Zissel", auf dem Zielschild lesen wir "Dampfer Elsa". Aufgenommen wurde das kuriose Fahrzeug vor dem "Merkur-Haus" gegenüber vom Kasseler Rathaus. Die Fahrzeuge wurden seinerzeit von Mitarbeitern der KVG hergerichtet und fanden sogar Erwähnung in der Tageszeitung. Interessant wäre nur noch, welcher Triebwagen eingesetzt wurde und auf welcher Basis der Bug und das Heck aufgebaut waren (Beiwagenfahrgestelle? Baufahrzeuge?).
Der "echte" Dampfer Elsa war ein Schaufelraddampfer, der von 1919 bis 1971 zwischen Hafenbrücke und der Gaststätte "Graue Katze" unterwegs war.

26. April 2023, Text VC, Bild Sammlung VC

Was? Wann? Wo?

...das sind die typischen Fragen, wenn alte Bilder auftauchen. Das "Was?" ist schnell geklärt, hat doch der Fotograf die Zugnummer P896 mit Tinte direkt auf die Rückseite des Bildes geschrieben. Über das "Wann?" liegen keine Angaben vor. Da aber die meisten Bilder der Albums aus der Sammlung von Ralf Karbenstein in der zweiten Hälfte der dreissiger Jahre aufgenommen wurden, kann man diesen Zeitraum auch hier zugrunde legen. Spannend ist das "Wo?". Viele Bilder des Albums wurden in Nordhessen, speziell an der Nord-Süd-Strecke, aufgenommen. Der Zuglauf Göttingen-Bebra des P896 bestätigt das auch für dieses Bild. Bei genauerer Betrachtung des Streckenverlaufs stellte sich bei mir ein déjà vue ein: da war ich doch schon mal!

Mein Bild zeigt einen IC im Jahr 1982. Er hat den Bebenroth-Tunnel verlassen, eine Rechtskurve durchfahren und wird in Kürze den Haltepunkt Werleshausen passieren.
Zurück zum alten Bild und zum Zug an sich: es scheint eine P8 zu ziehen, allerdings ohne Windleitbleche. Die Wagen stammen aus verschiedenen Serien der preussischen Abteilwagen mit drei Achsen. Interessant sind die beiden Vierachser am Zugschluss. Der P896 verlässt Göttingen um 7:42 Uhr, fährt also zur besten Hauptverkehrszeit. Sind es also Verstärkungswagen? Oder werden die Vierachser nur überführt? Diese Frage wird sich wohl nicht mehr klären lassen. Wie dem auch sei: für Modellbahner eine sehr schöne Zusammenstellung, die zum Nachstellen reizt!

Hier noch die Fahrplan-Tabelle 179 (Göttingen-Bebra) aus dem Sommer 1939. Der P896 benötigt für die Fahrt gut zwei Stunden, allerdings muß er unterwegs wesentlich öfter halten als heute der Cantus.

(VC)

Die Sperrung der NBS Kassel-Fulda ...

...wurde über die Osterfeiertage nicht konsequent umgesetzt. Für die meisten ICE war zwar eine längere Fahrzeit zwischen Fulda und Kassel "eingepreist", sie nutzten aber dennoch die (offenbar nicht gesperrte) Neubaustrecke und konnten somit Verspätung abbauen. Für 412 096 als ICE692 war allerdings ein Halt in Bad Hersfeld vorgesehen, deshalb musste er anschließend die Altbaustrecke durch das Fuldatal nutzen und wurde bei Körle dabei ertappt. Am linken Bildrand erkennt man das Südportal des Guxhagener Tunnels. (VC)

Was macht 91 963 in Eschwege?

91 963 ist mit einem Personenzug nach Eschwege gekommen und fährt nun weiter. Die Reisenden streben über die Bahnhofstraße gen Innenstadt. So oder so ähnlich könnte man das obige Bild interpretieren- aber es stimmt nicht. Der Reihe nach:

  • 91 963 wurde unter der Fabriknummer 9043 im Jahr 1908 von Henschel gebaut und an die Direktion Cassel geliefert, wo sie mit der Betriebsnummer 7370 Cas in Betrieb ging. Zum Zeitpunkt der Aufnahme im Juli 1938 war sie zusammen mit 91 852 beim Bw Eschwege-West (vormals Bw Niederhone) beheimatet. Sie wurde vornehmlich zum Rangieren herangezogen
  • Der Zug überquert die Straße auf dem hinteren Gleis. Auf dem Plan kann man erkennen, daß es sich um ein Stumpfgleis handelt. Es handelt sich also um eine Rangierfahrt.
  • Diese Annahme wird gestützt durch die Tatsache, daß am Führerstand der Lok ein Rangierer während der Fahrt aufspringt. Für einen abfahrenden Planzug wäre das sehr ungewöhnlich.
  • Die Wagengarnitur, bestehend aus dreiachsigen preussischen Abteilwagen, passt so gar nicht zu den Zuggarnituren, die wir von den Strecken aus Waldkappel, Heiligenstadt, Leinefelde und Wartha kennen Was also hat 91 963 da am Haken?
  • Meine Vermutung ist: wir haben die Wagen des P1899, Bebra ab 8:25 Uhr ab, Eschwege an 9:35 Uhr, vor Augen. Die Zuglok (eine P8 ?) wurde abgekuppelt und steht jetzt im Bw Eschwege zur Restaurierung.

Für die Unterstützung bei der Rekonstruktion des Sachverhaltes danke ich ganz besonders Hermann Friske aus Reichensachsen.

Text: VC, Bild: Sammlung RK

Wenn in Göttingen Bomben entschärft werden, ...

... dann fahren im Diemeltal viele und ungewöhnliche Züge. So geschehen (wieder einmal) am 25. März 2023. Hier die Bilder von Dr. Ullrich Huckfeldt und Volker Credé.

VC

Am 7. April 1928 in Waldkappel

Wir wissen nicht mehr, was am 7. April 1928 um 16:30 Uhr alles im nordhessischen Waldkappel geschah. Auf dem Bahnhof jedenfalls nahm ein unbekannter Fotograf die Lok 36 190 (Henschel 6568, 1904) mit Lokführer Hans Schunder und Heizer Franz Jordan auf. Auf welcher Strecke sie Dienst tat und welchen Zug sie am Haken hatte, ist unbekannt. Denkbar ist, aufgrund des fortgeschrittenen Alters der Lok, auch ein Bauzugeinsatz. Ihre erste Betriebsnummer war Cas240II, beheimatet war sie bei Bw Niederhone (heißt seit 1936 Bw Eschwege West). 1933 wurde die Lok ausgemustert.

Foto: Sammlung RK

Ein vierseitiger HENSCHEL-Prospekt aus 1941 ...

... bewirbt die Eignung der Kassler Produkte auch unter den extremen klimatischen Bedingungen der Tropen. Zum Blättern bitte die Pfeiltasten unter dem Bild verwenden.

Der E162 Berlin-Frankfurt

Berlin-Frankfurt: was zunächst nach einer langweiligen Verbindung (heutzutage über Braunschweig oder Erfurt) aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als veritabler Heckeneilzug. Abseits der großen Routen fährt er südwärts über Nordhausen und Eichenberg, nordwärts über Erfurt und Sömmerda. Auch dieses Bild eines unbekannten Fotografen stammt aus dem Album, welches Ralf Karbenstein erworben hat.

Die 38 2708 wurde 1921 von der AEG in Berlin gebaut und an das Bw Erfurt geliefert. Dort war sie zum Aufnahmezeitpunkt (1938) auch noch beheimatet. Auffällig ist, daß sie keine Windleitbleche hat. Von der Wagengarnitur kann man nur den Gepäckwagen und den ersten Reisezugwagen erkennen. Beide gehören zu den Bauarten der Eilzugwagen E30 (genietet) oder E36 (geschweißt). Vergleichsaufnahmen aus dem Fundus der Eisenbahnstiftung zeigen, dass die Eilzüge in den dreissiger Jahren recht schnell komplett auf diese neuen Wagentypen umgestellt wurden.

E162E161
11:15Berlin Schlesischer Bahnhof22:58
11:21Berlin Alexanderplatz22:52
11:29Berlin Friedrichstraße22:45
11:40Berlin Zoologischer Garten22:33
11.48Berlin-Charlottenburg22:25
12:02Berlin-Wannsee22:05
12:45Belzig21:25
--:--Wiesenburg21:07
13:23Dessau Roßlau20:39
13:29Dessau Hbf20:32
13:50Köthen20:12
14:09Bernburg19:54
14:23Güsten19:42
14:36Aschersleben19:30
15:04Sandersleben19:13
15:15Hettstedt19:05
15:31Mansfeld18:55
--:--Blankenheim18:39
15:57Sangerhausen18:22
16:10Roßla|
16:16Berga-Kelbra|
16:34Nordhausen|
16:43Wolkramshausen|
16:53Bleicherode Ost|
17:02Sollstedt|
17:12Niederorschel|
17:57Leinefelde|
18:10Heiligenstadt|
18:30Eichenberg|
18:44Bad Sooden Allendorf|
18:55Eschwege West|
19:09Sontra|
|Oberröblingen17:57
|Artern17:47
|Bretleben17:40
|Heldrungen17:31
|Sömmerda17:14
|Erfurt16:50
|Gotha15:51
|Fröttstedt15:36
|Wutha15:23
|Eisenach15:15
|Herleshausen14:57
|Gerstungen14:46
19:56Bebra14:20
20:09Hersfeld13:28
20:30Hünfeld13:06
20:47Fulda12:49
21:10Schlüchtern12:21
--:--Steinau12:10
21:21Salmünster-Bad Soden12:01
21:27Wächtersbach11:53
21:37Gelnhausen11:42
21:47Langenselbold11:32
21:59Hanau11:22
22:11Offenbach11:05
22:18Frankfurt(M) Süd10:59
22:24Frankfurt(M) Hbf10:52

Dies ist der Fahrplan des Zugpaares E161/E162.

Hier die Laufwege von E161 und E162 in bildlicher Darstellung. Nur sehr wenige Reisende werden den Zug auf dem gesamten Laufweg benutzt haben. In Südrichtung betrug die gefahrene Strecke 551,6 km, in Nordrichtung sogar 576,5 km. Für die Anbindung "der Fläche" hatte er aber mit Sicherheit große Bedeutung.
Nordwärts mußte in Bebra Kopf gemacht werden, in beiden Richtungen wurde der Zug in Aschersleben "gestürzt".

VC, HB

Ein Flohmarktfund ...

... bescherte Mitglied Ralf Karbenstein ein altes Album mit diesem und anderen sehr seltenen Bildern aus der Zeit von 1925 bis 1950. Grandios: die Bilder sind fast alle mit Loknummer, Zugnummer, Aufnahmeort und Aufnahmedatum beschriftet. Nach dem sorgfältigen Scannen werden wir sie mit Zustimmung des Finders und Käufers hier zeigen.
01 1087 wurde am 30. Mai 1940 von Schwartzkopff gebaut, am 30. Mai 1940 abgenommen und dem Bw Bebra zugeteilt. Der Einsatz dort währte nur vier Monate. Von 1948 bis 1957 und 1962 bis 1963 war sie erneut in Bebra, wurde aber mit der Elektrifizierung der Nord-Süd-Strecke nach Kassel abgegeben. Hier tat sie noch fünf Jahre Dienst und wurde 1968 von der Ausbesserung zurückgestellt. Im September 1949 wurde sie bei Henschel "entstromt". Ihren Neubaukessel erhielt sie im Februar 1954 ebenfalls bei Henschel, auf Ölhauptfeuerung wurde sie nicht umgebaut.

01 1087 hat einen (Schnell?-) Zug nach Kassel gebracht und wartet jetzt auf die Fahrt zur Restaurierung im Bahndreieck. Bild: John Price

01 1056, 01 1062 und 01 1087 (alle mit Kohlefeuerung) blieben nach dem Abzug der Öler noch als Reserve in Kassel. Nach einer Flankenfahrt im April 1968 in Paderborn steht 01 1087 beschädigt und bereits ohne Tender im Bahndreieck. Dieser Unfall war der Grund für die frühe Abstellung. Im August 1969 wurde sie an einen Altmetallhändler verkauft (www.dampflokomotivarchiv.de). Das Bild stammt aus der Sammlung von John Price.

Sonderzug nach Erfurt

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ...so auch am Vormittag des 17. Dezember. Von Fahrtteilnehmern und Fotografen wurde eigentlich 23 058 (Krupp 1955) erwartet. Wegen eines Reglerschadens konnte sie aber leider die Fahrt nicht antreten und wurde durch die unwesentlich jüngere 110 340 (Krauss-Maffei 1964) ersetzt.
Mit diesem winterlichen Bild aus Guntershausen verabschieden wir uns vom Jahr 2022 und wünschen allen Mitgliedern, Freunden des Vereins und Besuchern der Webseite Frohe Weihnachten und alles Gute für 2023!

Der Vorstand der Eisenbahnfreunde Kassel e.V.

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