50 Jahre Eisenbahnfreunde Kassel e.V.

In Kassel ansässige Mitglieder des VdEF Wuppertal übernehmen 1963 die Ausrichtung des sechsten Verbandstages des BDEF. Die hierdurch geschaffenen Kontakte untereinander und mit Kassler Mitgliedern der FdE Hamburg führen im Februar 1964 zur Gründung der Eisenbahnfreunde Kassel, die noch im März des gleichen Jahres mit 14 Mitgliedern unter der Nummer 64 in den BDEF aufgenommen werden.

In den ersten Jahren ist ein Clubraum im Philipp Scheidemann- Haus ihr Domizil. Modellbahner, Nahverkehrsfreunde und Freunde der großen Eisenbahn treffen sich dort zu Dia- und Filmabenden an jedem vierten Freitag im Monat- dieser Termin gilt noch heute!
Im September 1964 läuft zum ersten Mal eine Elok in den Kasseler Hauptbahnhof ein. Die Eisenbahnfreunde bringen aus diesem Anlaß eine Gedenktafel an der Seitenwand der Lok (E40 546) an.

In den weiteren Jahren führen verschiedene Exkursionen zu Firmen und Bahneinrichtungen im Raum Kassel und zu Zielen in der näheren und weiteren Umgebung- teilweise gemeinsam mit befreundeten Vereinen. Das vorweihnachtliche Gänseessen wird zur Tradition. 1970 gibt es erste Überlegungen zu einem eigenen Clubhaus. Erster Vorschlag war, das Fahrdienstleiterstellwerk Kassel- Kirchditmold zu übernehmen. Da hierzu aber die Hauptgleise überschritten werden müssen, erteilt die DB keine Genehmigung. Auch die Blockstelle Lambert in Kassel- Niederzwehren erweist sich als ungeeignet.
Unabhängig davon beginnen die Kasseler Eisenbahnfreunde mit der Sammlung historischer Fahrzeuge. Die Vereinssatzung wird entsprechend geändert und der Verein ins Vereinsregister eingetragen. Vom Finanzamt wird die Gemeinnützigkeit anerkannt.

1971 wird das Empfangsgebäude in Kassel- Kirchditmold stillgelegt (der Bahnhof an sich bleibt aber in Betrieb). Die EFK stellen den Antrag auf Übernahme, dem von der DB stattgegeben wird. Schon im Herbst desselben Jahres ziehen die Eisenbahnfreunde als Mieter in ihr neues Domizil. Ebenfalls 1971 beteiligt sich der Verein an dem Hessentag in Eschwege mit eigenem Stand und einer Modellbahnanlage. 1972 wird das Clubhaus ausgebaut: es verschwinden Zwischenwände, die elektrische Installation wird erneuert sowie ein neuer Anstrich aufgebracht. Noch fehlt allerdings ein Wasseranschluß, denn die bestehende Leitung von der Berliner Brücke her ist immer noch durch Kriegsschäden unbrauchbar. Am 22. September 1972 findet der erste Clubabend in den eigenen vier Wänden statt, am 24. September fährt der historische Zug des Vereins hinter V36 114 von Kassel nach Gudensberg und zurück.

Auf Anregung der Eisenbahnfreunde veranstaltet die DB 1973 das 125- jährige Bestehen der Friedrich- Wilhelms- Nordbahn (Gerstungen-Bebra-Kassel-Karlshafen). Es ist das letzte festliche Ereignis in der BD Kassel, die kurz danach (Ende 1974) aufgelöst wird.
Im gleichen Jahr wird die lang ersehnte Wasserleitung von den benachbarten Wohnhäusern her verlegt. Toilette und Küche werden zeitgleich neu gestaltet, große Leuchttafeln zieren fortan das Clubhaus.

Hinter 24 009 geht es auf große Fahrt durch Nordhessen auf heute längst stillgelegten Strecken. 1974 sind die historischen Wagen unter dem Namen Hessencourrier hinter 89 7153 auf der Strecke Wabern- Bad Wildungen aus Anlaß des Hessentages in Fritzlar unterwegs.
Nach mehrjähriger Archivierungsarbeit wird 1977 die Vereinsbücherei eröffnet. Den Mitgliedern und Gästen stehen aktuelle Zeitschriften, historische und neue Eisenbahnbücher, Karten, Pläne und eine Kursbuchsammlung zur Verfügung. Für den Clubhock am Samstagnachmittag wird eine Rundum- Anlage mit zwei Spurweiten und drei Stromsystemen aufgebaut.
Der Betrieb des historischen Zuges Hessencourrier wird aus dem Verein EFK ausgegliedert und in einen separaten Trägerverein überführt.
1978 ist Kassel erneut Austragungsort des Verbandstages des BDEF.

Höhepunkt der Veranstaltung ist die große Rundfahrt hinter 202 003 und V30 der Hersfelder Kreisbahn. Kurz danach fahren die Vereinsmitglieder im Gläsernen Zug nach Bielefeld. Dort wird Walter Seidensticker der Nachguß des Fabrikschildes für seine 01 150 übergeben.

Ehrenmitglied Prof. Richard Roosen tauft bei der Dampfkleinbahn Mühlenstroth eine Brigadelok von 1917 (Henschel- Fabr. Nr. 15307) auf seinen Namen.
In einer Flugblatt- Aktion mobilisieren 1979 die Eisenbahnfreunde zahlreiche Bürger und bewirken, daß die Stadt ihre Pläne zur Stilllegung zweier Straßenbahnstrecken (Wolfsanger und Hessenschanze) fallen läßt.
1983 wird das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt Wilhelmshöhe- Kirchditmold der Neubaustrecke Hannover- Würzburg eröffnet.
Der Mietvertrag für das Clubhaus wird durch die DB gekündigt- es steht einer geplanten Lärmschutzwand im Wege.

1984 heißt es Abschied nehmen vom Bahnhof Kirchditmold. Im Oktober wird das neue Vereinsheim im ehemaligen DSG- Gebäude auf der Südseite des Hauptbahnhofes eingeweiht.
Zum Start des Interregio- Angebotes öffnen die EFK auch die Türen des Vereinsheimes. Über 1200 Besucher interessieren sich für die Bücherei, die Bilder in den Schaukästen und die Modelle auf der Rundum- Anlage.
Im Jahre 1989 tritt der langjährige Vorsitzende Dieter Lüders ab; sein Nachfolger wird Dr. Ullrich Huckfeldt, der die nächsten 22 Jahre den Verein leiten wird. Es ist eine Zeit der Stagnation und des Fortschritts. Der Stagnation deswegen, weil ein erheblicher Teil der immer noch aktiven Mitglieder der ersten Stunde in diesen Jahren versterben und infolgedessen der Besuch der Clubabende zurückgeht. Gleichzeitig ist es aber auch eine Zeit des Fortschritts, weil die elektronische Datenverarbeitung zu einer massiven Entlastung bei der Führung der Vereinsbücherei und der vereinsinternen Verwaltungsarbeit führt. In diesem Zeitraum kann auch ein weiterer Raum angemietet werden, so dass sich der Platz für die Bücherei praktisch verdoppelt. Bereits wenige Jahre später wird sich erweisen, wie weise diese Entscheidung war….

Auch in den Veranstaltungskalendern schlagen sich die Änderungen nieder: unter dem Begriff „Gedenkfahrt“ findet jetzt jährlich im Februar eine Winterrundreise mit wechselnden Fahrtzielen statt. Zusätzlich erfolgen mehrfach im Jahr Exkursionen, von denen die Fahrten zur Siemens-Versuchstrecke in Wildenrath, zum ICE-BW in Hamburg-Eidelstedt, zur Magnetschwebebahn in Emsland und nicht zuletzt eine zweitägige Exkursion zu den großen voigtländischen Viadukten hervorzuheben sind.
Insgesamt erhöht sich die Zahl der Exkursionen deutlich, nicht zuletzt erleichtert durch die Einführung des DB-Angebotes „Schönes Wochen¬ende“.
Auf der Mitgliederversammlung im Jahre 2011 kandidiert der amtsmüde gewordene Vorsitzende auf eigenen Wunsch nicht wieder, verbleibt aber weiterhin im Vorstand. Seine Nachfolge tritt Volker Credé an, der mit frischem Schwung neue Ideen in die Vereinsarbeit einbringt. Der Verein Eisenbahnfreunde Kassel zählt derzeit 36 Mitglieder, die sich aktiv um den Erhalt des historischen Buchbestandes kümmern und an allen Themen des schienengebundenen Verkehrs interessiert sind. Auf der Rundum- Anlage drehen weiterhin aktuelle und historische Modelle ihre Runden. Der Clubabend wird, wie bereits im Gründungsjahr, immer am vierten Freitag eines Monats abgehalten. Mit einer Gedenkwanderung im August wird jährlich der Vereinsgründung gedacht. Da der Gründungsmonat Februar keine günstige Zeit für einen Ausflug ist, wurde kurzerhand ein halbes Jahr zugeschlagen und dem anderthalb¬jährigen, zweieinhalbjährigen usw. Bestehen gedacht. Im Jubiläumsjahr 2014 wird entlang der Main- Weser- Bahn gewandert, soweit wie möglich auf den gleichen Pfaden wie bei der ersten „Gedenkwanderung“ im Jahr 1965!

Text und Bilder: D. Lüders, Dr. U. Huckfeldt, H. Kühnhackl, F.Siebert, V.Credé